Mit dem Hinzukommen der zweiten Fahne gab es ab 1965 zunächst die Fahnengruppe, seit Ende der 1980er Jahre dann den Fahnenzug. Er hat heute die Verantwortung für die beiden Fahnen (künftig für drei Fahnen), er präsentiert sie bei den Prunkfeierlichkeiten wie auch weiteren bruderschaftlichen und kirchlichen Anlässen, so am Sebastianustag, zu Fronleichnam, bei Wallfahrten, am Volkstrauertag wie auch bei Begräbnissen verstorbener Bruderschaftsmitglieder. Hinzu kommen zahlreiche auswärtige Auftritte bei Schützenfesten befreundeter Bruderschaften oder auch bei zentralen Veranstaltungen wie dem Stadtschützenfest. Stets gehen dabei die Fahnen dem König und seinem Gefolge voran. Bei den großen Festparaden ist es seit Jahren üblich, dass sich die Fahnenabordnungen der teilnehmenden Bruderschaften zu einer Fahnenparade zusammenschließen und so ihre Gemeinsamkeit und ihr Miteinander im seit 1951 bestehenden Bundesverband der historischen deutschen Schützenbruderschaften betonen. Für die St. Rochus Schützenbruderschaft kommt in diesen Situationen eine dritte Fahne dazu – die sog. Jünglingsfahne des nicht mehr aktiven Jünglingsvereins, die seit 2008 vom 2. Schützenzug getragen wird. Dass mit Fahnen paradiert wird, war nicht zu allen Zeiten üblich. Lange Zeit hatte die Fahne bei Paraden ihren Platz in der Ehrenformation an der Seite des Königs, seines Gefolges und der Ehrengäste. In den Jahren der Umstellung, die zwischen den Schützenbruderschaften nicht abgestimmt er- folgte, kam es häufiger vor, dass Fahnen vor Fahnen paradierten. Vereinzelt ist dies auch heute noch der Fall.
Der Fahnenzug in seiner heutigen Zusammensetzung zählt 16 Mitglieder. Seit den frühen siebziger Jahren sind Helmut Jacobs, Johannes Kames, Dr. Paul Jansen (mit zwischenzeitlicher Unterbrechung), Franz-Willi Caspers und Lothar Hillers dabei. Andere, insbesondere Heinz-Josef Neumüllers, auch Werner Gerkens und Günter Stevens, gehörten für einige Jahre dazu. Bodo Hamacher, langjähriger und unvergessener Hauptmann, verstärkte uns ab Ende der 1970er Jahre.
Um die Verantwortung für die Fahnen auf breitere Schultern zu verteilen, erfolgte gegen Ende der 1980er Jahre eine erste Erweiterungsrunde um Georg Bolten, Johannes Müller, Dr. Peter Sieben und Jochen Stevens.
Hierzu ein kurzer Einschub: In den Annalen der Bruderschaft findet sich ein Schriftstück aus dem Jahr 1989, in dem es u.a. heißt: „Für einige Verwirrung sorgten die Nachwuchs-Fah- nenoffiziere bei den Sicherheits- kräften der Britischen Rheinarmee, als sie auf einem etwas abseits liegenden Gelände, nahe des Hauptquartiers, marschieren übten. Anfangs beobachteten die Kontrollposten die Aktivitäten der jungen Männer genau, bis zu erkennen war, dass die Burschen nur trainierten und keine Invasion zu erwarten war“.
Ob es der Respekt vor der auf sie zukommenden neuen Aufgabe oder vor der erfahrenen Älteren war, kann dahingestellt bleiben.
Jedenfalls gelang die Integration der Neuen reibungslos. Das war auch kurze Zeit später der Fall, als sich Achim Gerards und – für einige Jahre – Frank Cohnen anschlossen. Nach der Jahrtausendwende folgten Josef Schmitz und später Markus König. Jüngste Verstärkung sind Peter und Johannes Döhmen sowie Georg und Matthias Thoneick. Mit dieser Zuggröße ist gewährleistet, dass die Fahnen zu jedem Anlass angemessen präsentiert werden. Zudem bleibt Spielraum für die Wahrnehmung anderer Aufgaben, so als Hauptmann (langjährig Helmut Jacobs sowie Achim Gerards) oder auch als König (so 2000 Johannes Kames, 2005 Dr. Peter Sieben, 2007 Franz-Willi Caspers und 2016 Georg Bolten) und Minister.
Die Organisation als Fahnenzug bringt mit sich, dass die Aufgaben des Fahnenträgers nicht mehr Einzelpersonen fest zugeordnet sind. Dies war von den Anfängen der Bruderschaft bzw. seit deren Wiederbegründung 1946 (nach Verbot und Auflösung in 1936) wohl noch bis in die frühen 1960er Jahre so. Verantwortung für die Fahne trug jeweils der Fähnrich, flankiert von zwei weiteren Bruderschaftlern. Beim ersten Nachkriegs-Schützenfest 1947 waren dies Johann Pflipsen (Broich) mit Willi Kehren und Clemens Reiners. Die Zusammensetzung änderte sich häufig. Fähnriche in den folgenden Jahren waren u. a. Leo Zenzes, Johann Pflipsen (Gatzweiler), Josef Zons und Josef Siemes, letzterer fünf Jahre lang zusammen mit Peter Mertens und Hans Hellmann. Spätestens mit dem Hinzukommen der zweiten Fahne ab 1965 und der Bildung einer Fahnengruppe lockerten sich die festen personellen Zuordnungen. Zu denen, die in Dreierbesetzungen die grüne und rote Fahne während der 1960er Jahren trugen bzw. die Fahnengruppe anführten, gehörten Fritz und Norbert Camps, Heinz Gerhards, Heinrich, Karl, Willi und Herbert Küppers, Herbert Symes sowie Willi und Karl Vieten. Mit dem Schützenfest 1970, als Willi Küppers, Fritz Camps und Herbert Symes als König und Minister aufzogen, vollzog sich der oben beschriebene Generationswechsel.